Generaloberer der Jesuiten: Papst ist nicht Oberhaupt der universalen Kirche

VATIKANSTADT – Der Generalobere der Gesellschaft Jesu, Pater Arturo Sosa Abascal, hat gesagt, dass der „Papst nicht das Oberhaupt der universalen Kirche ist“, und dass die Bischöfe „Pares“, ihm „gleichgestellt“, sind.

In einem englischsprachigen Interview mit EWTN in Rom, wo Pater Sosa an der Jugendsynode teilnimmt, die noch bis zum 28. Oktober stattfinden wird, erklärte die oberste Autorität der Jesuiten weltweit: „Es gibt keine Jurisdiktion für die ganze Kirche. Wir vergessen oft, dass der Papst nicht der Chef der Kirche ist. Er ist der Bischof Roms. Und als Bischof von Rom hat er einen anderen Dienst für die Kirche, der darin besteht, auf die bestmögliche Art zu versuchen, die Gemeinschaft der ganzen Kirche zu erreichen.“

Pater Sosa betonte, dass Papst Franziskus „ständig wiederholt, wenn Sie sich daran erinnern, dass er der Bischof von Rom ist – lassen Sie mich das wiederholen – und dass er empfindet, dass die anderen Bischöfe für ihr eigenen Kirchen verantwortlich sind, mit denen er in Dialog treten kann.“

„Was er tut, ist zu fördern, dass die Kirche in diese Mentalität der Zusammengehörigkeit im Bilden der Gemeinschaft eintritt und deshalb hebt er immer das Wort ´Unterscheidung´ (der Geister, A.d.R.) hervor“, erklärte er.

„Einige Personen in der Kirche meinen, dass Franziskus das sagt, weil er Jesuit ist und weil die Jesuiten die Unterscheidung berücksichtigen, erfinden. Die Unterscheidung gibt es schon seit dem Evangelium. Wenn sie die Figur Jesu betrachten, werden sie einen Menschen finden, der in der Unterscheidung steht, einen Menschen, der das sucht, was der Geist ihm sagen will, wie er leben soll. Die großen Meister der Spiritualität in der Kirche sind Männer und Frauen der Unterscheidung.“

Für den Generaloberen der Jesuiten ist „die Unterscheidung die Form, in der sich diese Gemeinschaft bilden lässt und die Form, in der die Kirche die wahre Struktur finden wird, um eine Kirche widerzuspiegeln, die dafür offen ist.“

Auf die Frage nach der Rolle der Ordensfrauen in der Synode antwortete der Generalobere: „Wir müssen verstehen, was die Natur der Synode ist, in diesem Moment, mit der Struktur der Kirche. Die Idee der Synode ist eine Art lokaler Versammlung.“
Seiner Meinung nach stellt die Synode einen „Beitrag für die Gemeinschaft aller Kirchen dar und der Papst kann die ihm Gleichgestellten (Pares), die die Bischöfe sind, zusammenrufen.“

„Wir haben Schritte unternommen, um mehr Leute und mehr Stimmen in die Synode aufzunehmen. Die erste Synode war nur für die Bischöfe, dann wurden einige Auditoren hinzugefügt, enige Experte und dann noch andere… in diesem Fall Jugendliche, und zuletzt Familien“, fügte er hinzu.

„Die Struktur verändert sich also und ich hoffe, dass man diesen Rhythmus der Veränderung in der Kirche beibehält. Wenn die Kirche wirklich zu einer Kirche des Volkes Gottes wird, dann wird die Struktur ein Widerschein davon sein; aber dass muss von unten nach oben erfolgen, nicht umgekehrt“, betonte Pater Sosa.
Der Generalobere der Jesuiten erläuterte zudem, dass die Synode „keine Art Parlament sei, in dem es eine Mehrheit oder eine Minderheit gäbe. Wir sind alle zusammen und versuchen, auf den Geist zu hören, und die Unterscheidung lehrt uns, dies zu tun.“
Aussagen Pater Sosas haben in der Vergangenheit Polemik
hervorgerufen, wie jene im Mai des Jahres 2017, als er sagte, der Teufel sei eine „symbolische Figur“.

In einem Interview mit der spanischen Tageszeitung El Mundo hatte der venezolanische Priester erklärt, dass „wir Christen glauben, dass wir nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen sind. Gott ist frei, aber Gott wählt immer, das Gute zu tun, weil er ganz Güte ist. Wir haben symbolische Figuren geschaffen, wie den Teufel, um das Böse auszudrücken. Die sozialen Zwänge drücken auch diese Figur aus, da es Menschen gibt, die so handeln, weil sie sich in einer Umgebung befinden, in der es schwierig ist, das Gegenteil zu tun.“

Einige Monate zuvor, im Februar 2017, sprach der Generalobere der Jesuiten in einem Interview mit dem italienischen Portal Rossoporpora.org. Dabei sagte er, dass es – da „zur Zeit Jesu niemand ein Aufnahmegerät besessen habe“, – gut sei, darüber nachzudenken, was „Jesus wirklich gesagt hat.“

„Eine gute Betrachtung darüber, was Jesus wirklich gesagt hat, wäre notwendig. In dieser Epoche hatte niemand einen Rekorder, um seine Worte aufzunehmen. Was wir wissen ist, dass wir die Worte Jesu in den Kontext einbetten müssen. Sie sind in einer bestimmten Sprache, in einer konkreten Umgebung artikuliert und an jemand Bestimmten gerichtet“, sagte er bei dieser Gelegenheit. (CNA Deutsch)