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1 webcvs 1.1 <!DOCTYPE html PUBLIC "-//IETF//DTD HTML 2.0//DE">
2     <HTML>
3     <HEAD>
4     <TITLE>Speech at the CLOWN - GNU Project - Free Software Foundation (FSF)</TITLE>
5     <!-- Changed by: Georg C. F. Greve, 13-Dec-1998 -->
6     <LINK REV="made" HREF="mailto:webmasters@www.gnu.org">
7     </HEAD>
8     <BODY BGCOLOR="#FFFFFF" TEXT="#000000" LINK="#1F00FF" ALINK="#FF0000" VLINK="#9900DD">
9     <H3>Rede von Georg C. F. Greve in Paderborn (Deutschland), 5. 12. 98 anl&auml;&szlig;lich des CLOWN.</H3>
10    
11     <P>
12    
13     <A HREF="/graphics/philosophical-gnu-sm.jpg"><IMG SRC="/graphics/philosophical-gnu-sm.jpg"
14     ALT=" [image of a Philosophical Gnu] "
15     WIDTH="160" HEIGHT="200"></A>
16     <A HREF="/graphics/philosophical-gnu.jpg">(jpeg 141k)</A>
17    
18     <P>
19    
20     <center>
21     <small>
22     Copyright (C) 1998 Georg C. F. Greve.<br>
23     Permission statement <A HREF="#Permission" NAME="TOCPermission">below</A><br><p>
24     This is the original German version of the speech, an <br>
25     <hl><A HREF="/philosophy/greve-clown.en.html">English Translation</A><hl><br>
26     is also available. Reading the original is recommended.<br>
27     </small>
28     <h1><A HREF="/people/greve.html">Georg C. F. Greve <greve@gnu.org></A><BR>
29     Geschichte und Philosophie des <br>
30     GNU Projektes<br>
31     </h1><em>
32     <br>
33     Anl&auml;&szlig;lich des CLOWN (Cluster of Working Nodes), <br>
34     eines 512-node Clusters Projektes von Debian GNU/Linux Maschinen in<br>
35     der Universit&auml;t Paderborn, Deutschland.<br>
36     <br>
37     5. Dezember 1998
38     <BR>
39     </em>
40     </center>
41    
42    
43     <P>
44     In der Vorbereitung auf diesen Vortrag habe ich etliche Dokumente
45     gelesen und mit einigen Leuten gesprochen. Dabei wurde mir klar, dass
46     selbst Menschen deren Jobs mehr oder weniger direkt durch das GNU
47     Projekt geschaffen wurden, sich dessen Bedeutung keineswegs bewusst
48     sind. Es scheint im Rahmen der allgemeinen Aufbruchstimmung ein Teil
49     des Bewusstseins f&#252;r die Wurzeln versch&#252;ttet worden zu sein. Ich
50     hoffe, heute Abend ein paar dieser Wurzeln wieder freilegen zu
51     k&#246;nnen.<BR>
52     <P>
53     Der Ursprung liegt irgendwo im &#220;bergang der 70er zu den 80er Jahren,
54     als die Softwareindustrie zu dem wurde, was wir heute als so
55     selbstverst&#228;ndlich akzeptieren. In dem beginnenden Wettbewerb
56     entschieden sich die Unternehmen, das Horten von Programmcode zur
57     &#220;berlebensstrategie zu machen. Um diese Praxis legal zu untermauern
58     wurden Worte wie ``Raubkopieren'' kreiert, da sie suggerieren, dass beim
59     Kopieren etwas verloren ginge. Die Leute wurden gezwungen, sich
60     Lizenzen auszuliefern, die sie dazu verpflichteten, die Programme
61     niemandem sonst zug&#228;nglich zu machen. <BR>
62     <P>
63     Wenn ein Freund fragte, ob er sich ein bestimmtes Programm
64     kopieren k&#246;nne, war man in einem Dilemma. Einem selbst entstehen durch
65     das Kopieren keinerlei Nachteile - das Programm wird durch den Vorgang
66     der Vervielf&#228;ltigung ja nicht schlechter... w&#252;rde er mich darum
67     bitten, ihm mal das Salz zu reichen, dann w&#228;re das definitiv
68     einschneidender, denn ich kann es ja in dem Augenblick nicht mehr
69     benutzen. Durch die Politik der Unternehmen wurde man gezwungen,
70     zwischen Legalit&#228;t und Freundschaft zu w&#228;hlen.<BR>
71     <P>
72     Viele Leute haben sich dar&#252;ber ge&#228;rgert und der Grossteil hat die
73     Kopie trotzdem angefertigt - oft unter sehr fadenscheinigen
74     Ausreden, die haupts&#228;chlich dazu bestimmt waren, das eigene - durch
75     die Wortwahl der Unternehmen eingeredete - schlechte Gewissen zu
76     beruhigen. Der absolute Schlager war vermutlich: ``W&#252;rde ich es &#246;fter
77     benutzen, dann w&#252;rde ich es auch bezahlen'' ... eine Phrase bei der
78     sich vermutlich jeder schon einmal ertappt haben d&#252;rfte, der zu
79     irgendeinem Zeitpunkt auf propriet&#228;re Software angewiesen war.<BR>
80     <P>
81     Ein Mann jedoch fand die Situation unertr&#228;glich. Aus den (wie er
82     selbst sagt) ``paradiesischen Zust&#228;nden'' der Anfangstage an absolute
83     Freiheit und m&#252;ndigen Umgang mit den M&#246;glichkeiten gewohnt, hat
84     Richard Stallman Anfang der 80er Jahre das Konzept eines freien
85     Systems entworfen. Die Erkenntnis, dass dieses neue System UNIX
86     kompatibel sein w&#252;rde, kam relativ schnell und das Kind bekam --
87     damals waren rekursive Akronyme sehr beliebt -- den Namen GNU, was
88     f&#252;r ``GNU's Not Unix'' steht.<BR>
89     Stallman sammelte einige Leute um sich, die von der Aussicht auf ein
90     freies System ebenfalls begeistert waren und gr&#252;ndete die GNU Free
91     Software Foundation, deren Pr&#228;sident er auch heute noch ist.<BR>
92     <P>
93     Da zu einem UNIX System zun&#228;chst einmal ein grosser Park an
94     Komponenten notwendig ist und klar war, dass diese der erste
95     Schritt zu einem vollst&#228;ndig freien System sein w&#252;rden, arbeitete
96     die GNU FSF daran, diese Programme zu schreiben und Anfang der 90er
97     war das GNU System bis auf den Kernel komplett.<BR>
98     Der GNU Kernel jedoch - Projektname ``HURD'' - war zu ehrgeizig
99     konzipiert und erwies sich in der Entwicklung als recht
100     schwerf&#228;llig. Gl&#252;cklicherweise war zu diesem Zeitpunkt der erste
101     Linux Kernel von Linus Thorvalds in der Testphase und als er sah,
102     welche Vorarbeit durch die GNU FSF geleistet worden war, stellte er
103     seinen Kernel unter die GNU General Public License und machte ihn zum
104     Kernel des GNU Systems. <BR>
105     Den Rest der Geschichte muss ich kaum erz&#228;hlen, denn ein Grossteil
106     von uns hat ihn miterlebt.<BR>
107     <P>
108     Vorhin sagte ich, dass Richard Stallman das Konzept der Freien
109     Software entworfen hat - worauf ich allerdings nicht n&#228;her
110     eingegangen bin, ist die Philosophie, die dahinter steht. <BR>
111     <P>
112     Das ``Frei'' in Freie Software steht nicht f&#252;r den Preis sondern f&#252;r
113     ``Freiheit''. Dieses Thema ist nicht ganz unproblematisch und einige
114     Vordenker der Bewegung (wie z.B. Eric Raymond) haben in letzter Zeit
115     angefangen von ``Open Source'' zu reden, da ``Freiheit'' f&#252;r die meisten
116     Menschen einen eher unangenehmen Klang hat. Freiheit klingt nach
117     Weltverbesserung und nach Unsicherheit - es klingt nach Ver&#228;nderung
118     und Ver&#228;nderung macht vielen Leuten Angst. Um diese Angst
119     abzuschw&#228;chen wurden andere Lizenzen f&#252;r freie Software erfunden, die
120     den Leuten das Konzept schmackhaft machen und die Industrie nicht
121     abschrecken sollten.<BR>
122     <P>
123     Genau das ist aber der Grund, warum das GNU Projekt den Term ``Open
124     Source'' ablehnt. Wir halten es f&#252;r sinnvoller, den Leuten die Angst
125     vor der Idee zu nehmen, anstatt das Konzept zu verschleiern. Nur wenn
126     sich User und Firmen der Bedeutung der Freiheit bewusst sind, kann das
127     Zur&#252;ckfallen in alte Muster verhindert werden. <BR>
128     <P>
129     Die Philosophie des GNU Projektes lautet, dass JEDER das verbriefte
130     Recht darauf haben soll, ein Programm zu benutzen, es zu kopieren und
131     es seinen Bed&#252;rftnissen anzupassen. Die einzige Einschr&#228;nkung, die
132     die GNU General Public License macht, ist, dass NIEMAND das Recht hat,
133     einem Anderen diese Freiheit vorzuenthalten. <BR>
134     <P>
135     Wenn ein Autor seinen Code unter die GNU GPL gestellt hat, ist die
136     Freiheit untrennbar mit seinem Programm verbunden. Dies ist nat&#252;rlich
137     vielen Unternehmen ein Dorn im Auge, da es sie daran hindert, den Code
138     zu modifizieren und dann als propriet&#228;re Software zu verkaufen.
139     Solange es Menschen gibt, deren Traum der schnelle Reichtum ist, ist
140     es diese Freiheit, die verhindert, dass Unternehmen wie Microsoft die
141     zuk&#252;nftige Entwicklung unseres Systems korrumpieren.<BR>
142     <P>
143     Das wohl h&#228;ufigste Argument gegen die GNU Philosophie ist, dass
144     Software das ``geistige Eigentum'' des Programmierers sei und es nur
145     recht und billig w&#228;re, wenn er dar&#252;ber entscheiden k&#246;nne, zu
146     welchem Preis die Programme ver&#246;ffentlicht werden. Dieses Argument
147     ist f&#252;r alle sehr einsichtig, da es genau der Denkweise entspricht,
148     die uns in den letzten 20 Jahren eingetrichtert wurde.<BR>
149     <P>
150     Die Realit&#228;t sieht doch etwas anders aus - Privatleute, die vom
151     reinen Verkauf selbstgeschriebener Software leben sind die
152     Ausnahme. Normalerweise treten Programmierer vertragsm&#228;ssig ihre
153     Rechte an eine Firma ab, die dann Geld damit macht, den Zugang zu
154     diesem Programm zu beschr&#228;nken. Es ist effektiv jedoch die Firma, die
155     die Rechte an dem Programm besitzt und &#252;ber dessen Peis entscheidet,
156     nicht der Programmierer.<BR>
157     <P>
158     Wenn ein Anwalt eine besonders intelligente Verteidigung ausarbeitet,
159     dann kann er diese nicht als sein ``geistiges Eigentum'' geltend machen,
160     die Methode steht jedem frei zur Verf&#252;gung. Warum akzeptieren wir
161     dann so einfach die Vorstellung, dass jede Zeile Code - egal wie
162     uninspiriert oder schlampig sie sein mag - einzigartig und unglaublich
163     individuell sei ? Der Wahn von der Kontrolle geht doch mittlerweile
164     sogar soweit, dass menschliches Erbgut patentiert werden kann - aber
165     normalerweise nicht von demjenigen, der es ``benutzt''. Soll wirklich
166     immer alles patentierbar und lizensierbar sein? <BR>
167     <P>
168     Genau das ist die Frage, die einen Kernpunkt des GNU Projektes
169     ausmacht. Stellen wir uns doch einmal vor, es g&#228;be kein generelles
170     Recht auf patentierbare Software oder das patentieren von Software
171     w&#228;re generell nicht &#252;blich, weil alle Leute ihre Programme als GNU
172     GPL'ed herausgeben.<BR>
173     <P>
174     Auf L&#246;sungen f&#252;r Standardprobleme, die bisher immer wieder gel&#246;st
175     werden mussten, kann gezielt zur&#252;ckgegriffen werden. Es wird keine
176     Zeit mehr damit verschwendet, immer und immer wieder dieselben
177     Aufgaben zu bearbeiten - Programmierer k&#246;nnten neue Wege gehen und
178     neue Aufgaben l&#246;sen. Wenn eine Gruppe von Usern unbedingt eine neue
179     F&#228;higkeit in einem Programm ben&#246;tigt, dann nimmt sie sich einfach
180     einen Programmierer und l&#228;sst es einbauen. Befreit von den
181     Beschr&#228;nkungen der Lizenzen und des Geldes w&#252;rden f&#252;r die
182     Entwicklung von Programmen nur noch zwei Dinge z&#228;hlen: Bedarf und
183     Qualit&#228;t.<BR>
184     <P>
185     Apropos Qualit&#228;t - mittlerweile wird mehr und mehr Firmen klar, dass
186     gerade die M&#246;glichkeit des Zugriffs auf den Sourcecode durch den User
187     einen immensen Vorteil bietet. Um es vereinfacht auszudr&#252;cken: Mehr
188     Augen sehen einfach mehr. L&#246;sungen die dem Einen undenkbar erscheinen
189     sind f&#252;r den N&#228;chsten naheliegend. Aufgrund dieses Vorteils ist die
190     freie Software oft so viel besser als ihr propriet&#228;res
191     Gegenst&#252;ck. Nun scheint sich im Augenblick eine Denkweise
192     auszupr&#228;gen, die dahin geht, den Usern zwar Zugriff auf den
193     Sourcecode zu gestatten, ihnen aber keine anderen Rechte
194     einr&#228;umt. Verbesserungen m&#252;ssen brav bei den Firmen abgeliefert
195     werden, die dann damit ihr Produkt verbessern. Quasi eine kostenlose
196     riesengrosse Entwicklungsabteilung. Wenn wir jetzt nicht aufpassen und
197     auf unserem Recht auf Freier Software bestehen, kann es uns passieren,
198     dass wir in 5 Jahren daf&#252;r zahlen m&#252;ssen, um die Version zu
199     erhalten, die mit dem eigenen Patch erzeugt wurde.<BR>
200     <P>
201     Das Prinzip von Software als ``geistigem Eigentum'' tr&#228;gt die Saat des
202     Unterganges schon in sich (man m&#246;ge mir das Pathos an dieser Stelle
203     verzeihen). Solange wir das Konzept akzeptieren, akzeptieren wir die
204     Gefahr, dass eine neue Firma versucht, die Kontrolle an sich zu
205     reissen. Microsoft ist <B>nicht</B> das verk&#246;rperte B&#246;se, wie es
206     einige Leute zu sehen scheinen. Microsoft ist die nat&#252;rliche
207     Konsequenz des allgemein akzeptierten Systems.<BR>
208     <P>
209     Die Angst, sich den eigenen Ast abzus&#228;gen ist ebenfalls weit
210     verbreitet, jedoch komplett irrational. Bessere Programme f&#252;hren zu
211     mehr Usern, die andere Bed&#252;rftnisse haben, die neue Ideen bekommen
212     und dadurch mehr Bedarf schaffen. Die Struktur wird sich &#228;ndern um
213     sich den neuen Gegebenheiten anzupassen, aber die Arbeit wird eher
214     mehr als weniger - ausserdem wird sie weniger aus Routine bestehen und
215     dadurch interessanter.<BR>
216     <P>
217     Bleibt von den allgemeinen &#196;ngsten noch die relativ weitverbreitete
218     Angst vor mangelnder Anerkennung: Nun ja, die Anerkennung, die den
219     Frontm&#228;nnern der verschiedenen Philosophien entgegengebracht wird
220     spricht f&#252;r sich. Ich f&#252;r meinen Teil w&#228;re lieber so anerkannt wie
221     Linus Thorvalds oder Richard Stallman als den Ruf von Bill Gates zu
222     haben.<BR>
223     <P>
224     Zugegeben - das klingt alles sehr nach Weltverbesserung und Idealismus,
225     aber ein Grossteil der wirklich weltbewegenden Ideen waren von dem
226     Wunsch beseelt, die Welt ein bisschen besser zu machen. <BR>
227     <P>
228     Und um einen Punkt eindeutig zu kl&#228;ren: Nein, das GNU Projekt ist
229     nicht gegen Kapitalismus oder Firmen im allgemeinen und auch nicht
230     gegen Software-Firmen im speziellen. Wir wollen auch nicht die
231     M&#246;glichkeiten des Profits beschr&#228;nken - ganz im Gegenteil. Jede
232     Firma wird dazu angehalten soviel Geld wie m&#246;glich mit Software, der
233     Dokumentation und dem zugeh&#246;rigen Service zu machen -- so lange sie
234     sich an die Grunds&#228;tze der Freien Software h&#228;lt.<BR>
235     Je mehr Geld diese Firmen verdienen, desto mehr Geld k&#246;nnen sie in
236     die Entwicklung neuer Software stecken. Wir wollen den Markt nicht
237     aufl&#246;sen, wir wollen ihn nur der Zeit anpassen.<BR>
238     <P>
239     Zu den Regeln noch eine kurze Anmerkung: Nat&#252;rlich geh&#246;rt zu
240     Freier Software auch freie Dokumentation. Es hat wenig Sinn, den
241     Nachfolger des Buches, die Software, zu befreien und dabei eine
242     Kontrolle des direkten digitalen &#196;quivalents zu akzeptieren. Freie
243     Dokumentation ist ebenso wichtig wie die freie Software selbst.<BR>
244     <P>
245     Vielleicht hat jemand meine Aussage, dass wir den Markt der Zeit
246     anpassen wollen als rhetorische Wendung abgetan - doch es ist ein
247     wesentlicher Punkt in der GNU Philosophie:<BR>
248     Die Zeiten, in denen Software nur f&#252;r einige wenige Freaks und grosse
249     Firmen interessant war, sind lange vorbei. Heutzutage bedeutet
250     Software den Zugang zu Informationen. Ein System, das die
251     Verf&#252;gbarkeit von Software und damit die Erreichbarkeit von
252     Information einschr&#228;nkt, muss angezweifelt werden.<BR>
253     <P>
254     Als Eric Raymond das sogenannte ``Halloween-Dokument'' ver&#246;ffentlicht
255     hat, l&#246;ste es Stimmungsschwankungen von Euphorie bis zu Paranoia
256     aus. F&#252;r diejenigen, die es nicht gelesen haben: Es handelt sich um
257     eine Microsoft-interne Studie, in der die St&#228;rken und Schw&#228;chen
258     von freier Software im allgemeinen und Linux im speziellen diskutiert
259     werden. Der Betreffende kam im Wesentlichen zu dem Schluss, dass
260     Microsoft nur zwei M&#246;glichkeiten hat, gegen diese Bedrohung
261     vorzugehen.<BR>
262     <P>
263     Das Eine ist das Erschaffen neuer bzw. die Erweiterung alter
264     Protokolle, die dann garnicht oder nur schlecht dokumentiert werden,
265     damit nur Windows-Rechner &#252;ber eine funktionierende Implementation
266     dieser Protokolle verf&#252;gen. <BR>
267     <P>
268     Ein Beispiel f&#252;r die Anwendung dieser Taktik ist z.B. die ``Cxi''
269     Reihe von HP, die als unschlagbar billige ``Windows-Drucker'' auf den
270     Markt gebracht wurden. Die Spezifikationen wurden nur Microsoft
271     mitgeteilt, damit die Drucker von keinem anderen System betrieben
272     werden k&#246;nnen.<BR>
273     <P>
274     Mir hat ein ``Fachverk&#228;ufer'' erz&#228;hlt, das ``for Windows''
275     bedeute, da&#223; der Drucker ganz besonderen Speicher ben&#246;tigen
276     w&#252;rde, den nur Windows habe, daher k&#246;nne man ihn nicht mit Linux
277     benutzen. Dies verunsichert nat&#252;rlich jeden normalen Benutzer, was
278     mich unmittelbar zur zweiten beschriebenen Taktik f&#252;hrt.<BR>
279     <P>
280     Diese wird normalerweise unter dem Synonym ``FUD'' (Fear
281     Uncertainty Doubt) zusammengefasst und wurde von IBM schon lange vor
282     Microsoft eingesetzt. Die Idee ist klar: Wenn jemand nur genug
283     verunsichert wurde, wagt er nicht mehr, irgendwelche Entscheidungen zu
284     treffen und verharrt an der aktuellen Position. Das ist zumindest die
285     Idee.<BR>
286     <P>
287     Zu allen Zeiten war die Aufkl&#228;rung der Feind des Aberglaubens. Um
288     uns bei der Aufkl&#228;rung nicht gegenseitig im Weg zu stehen, d&#252;rfen
289     wir uns nicht aufspalten lassen.<BR>
290     <P>
291     Die wohl sp&#252;rbarste Aufspaltung der letzten Zeit lag in der
292     bereits erw&#228;hnten Unterscheidung von ``Open Source'' und ``Free
293     Software''. Die beiden Konzepte auseinanderzuhalten f&#228;llt selbst
294     Insidern oft schwer und verstehen kann man es oft nur vor dem
295     Hintergrund der letzten Jahre. Da dies ein zentraler Punkt ist,
296     m&#246;chte ich gerne noch kurz darauf eingehen. <BR>
297     <P>
298     Nach der Komplettierung des GNU Systems durch den Linux Kernel war
299     pl&#246;tzlich ein vollst&#228;ndiges, leistungsf&#228;higes freies System
300     vorhanden. Dies mu&#223;te nat&#252;rlich &#252;ber kurz oder lang die
301     Aufmerksamkeit der &#214;ffentlichkeit erregen.<BR>
302     Als diese Aufmerksamkeit kam, wurden viele Firmen im ersten Augenblick
303     durch das Wort ``Frei'' verunsichert. Die erste Assoziation war
304     ``umsonst'', was f&#252;r sie bedeutet ``keinen Profit''. Als man ihnen
305     dann zu erkl&#228;ren suchte, da&#223; ``Frei'' in Wahrheit f&#252;r
306     ``Freiheit'' steht, war der Industrie die Idee endg&#252;ltig suspekt.<BR>
307     <P>
308     Von dieser Verunsicherung angesteckt kam nun sehr schnell die Idee
309     auf, Worte wie ``Frei'' und ``Freiheit'' um jeden Preis zu
310     vermeiden. Der Term ``Open Source'' war geboren.<BR>
311     <P>
312     Nun ist es sicherlich leichter, die Idee zu verkaufen, wenn man den
313     Term ``Open Source'' anstatt ``Free Software'' benutzt. <BR>
314     Es f&#252;hrt aber auch dazu, da&#223; die ``Neuzug&#228;nge'' keine Ahnung mehr
315     davon haben, was eigentlich die Idee war, es spaltet die Bewegung auf
316     und f&#252;hrt zu unglaublich unproduktiven Grabenkriegen, in denen viel
317     kreative Energie verschwendet wird.<BR>
318     <P>
319     Mehr interessiertes Publikum bedeutet nicht, da&#223; weniger &#252;ber die
320     zugrundeliegende Philosophie gesprochen werden sollte. Im Gegenteil:
321     Je mehr Leute und auch Firmen noch nicht verstanden haben, da&#223; diese
322     Freiheit auch in ihrem Interesse ist, desto mehr m&#252;ssen wir
323     dar&#252;ber reden. Die Freiheit der Software bietet ein enormes
324     Potential f&#252;r jeden von uns - Firmen wie User.<BR>
325     <P>
326     Der Plan ist nicht, den Kapitalismus abzuschaffen oder Firmen zu
327     zerst&#246;ren. Wir m&#246;chten den Umgang mit Software zum Vorteil aller
328     Beteiligten an die Erfordernisse des 21 Jahrhunderts anpassen. Das ist
329     der Kern des GNU Projektes.<BR>
330     <P>
331     Jeder von uns kann seinen Teil dazu leisten -- sei es in der Form eines
332     Programms, einer Dokumentation oder einfach nur dadurch, da&#223; er
333     anderen Leuten erz&#228;hlt, da&#223; es einen anderen Weg gibt, die Dinge zu
334     regeln.<BR>
335     <P>
336     Es ist besonders wichtig, den Firmen klarzumachen, da&#223; Freie Software
337     keine Bedrohung ist, sondern eine Chance. Nat&#252;rlich geht es nicht
338     von heute auf morgen, doch wenn allen Beteiligten die M&#246;glichkeiten
339     und Perspektiven klar werden, k&#246;nnen wir alle davon
340     profitieren. Wenn ihr also in einer Softwarefirma arbeitet, setzt Euch
341     selber mit der Thematik auseinander, redet mit Freunden und Kollegen
342     dar&#252;ber. Und versucht nicht, sie zu ``missionieren'' - ich weiss,
343     da&#223; die meisten von uns leider dazu neigen - die Argumente sprechen
344     f&#252;r sich. Gebt ihnen die Zeit und Ruhe, sich damit
345     auseinanderzusetzen und sich damit anzufreunden. Zeigt Ihnen, da&#223;
346     das Konzept der Freiheit nichts ist, vor dem sie sich f&#252;rchten
347     m&#252;&#223;ten.<BR>
348     <P>
349     Ich hoffe, es ist mir gelungen, die Philosophie zu vermitteln oder
350     zumindest den Einen oder Anderen zum Nachdenken anzuregen. Wenn noch
351     Fragen oder Diskussionsbedarf bestehen: Ich stehe gerne den Abend
352     &#252;ber zur Verf&#252;gung. Ansonsten w&#252;nsche ich uns allen noch eine
353     wirklich interessante Nacht. Vielen Dank.<BR>
354     <P>
355    
356     <HR>
357    
358     <H4><A HREF="/philosophy/philosophy.html">Other Texts to Read</A></H4>
359    
360     <HR>
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